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Der Kieler Rechtsmediziner und Hochschullehrer Prof. Dr. Wilhelm Hallermann auf dem Prüfstand

Prof. Dr. Wilhelm Hallermann, Rechtsmediziner, Leiter des Instituts für Gerichtliche und Soziale Medizin der Christian-Albrechts-Universität (CAU), außerdem langjähriger Leiter des Studentenwerks Schleswig-Holstein. Als Gutachter in den Fall Heyde-Sa

Im November 2023 wurde im Kieler Schauspielhaus das Theaterstück Lebenswert uraufgeführt, das sich mit den Vorgängen um die nationalsozialistische Euthanasie in Schleswig-Holstein befasst. Die Autoren, Marie Schwesinger und Jens Paulsen, haben sich bei ihren Recherchen auch mit der Vergangenheit von Prof. Dr. med. Wilhelm Hallermann (1901–1975) auseinandergesetzt, der 1941 nach Kiel an die Christian-Albrechts-Universität kam und in der unmittelbaren Nachkriegszeit Leiter des Studentenwerks Schleswig-Holstein und Präsident des Dachverbandes der deutschen Studentenwerke wurde. Aufgrund dieser Verdienste wurde in den 1980er Jahren das damals neueste und zweitgrößte Wohnheim Kiels „Professor Hallermann-Haus“ genannt. Das Stück Lebenswert hat nun öffentlich die Frage nach Hallermanns Verstrickung in den Euthanasie-Komplex aufgeworfen und auch seine Rolle als medizinischer Gutachter für das schleswig-holsteinische NS-Sondergericht in Kiel steht seitdem in der Kritik. Die Medien haben das Thema aufgegriffen und der AStA wie das Studierendenparlament der CAU forderten Ende Juli eine schnellstmögliche Umbenennung des Wohnheims.

Bereits zur Uraufführung von Lebenswert hatte das Studentenwerk Kontakt zur Theatermacherin gehabt und schloss seinerseits eine Namensänderung nicht aus. Noch im Dezember 2023 gab das Studentenwerk deshalb ein wissenschaftliches Gutachten als Entscheidungsgrundlage für eine Umbenennung bei der Abteilung für die Regionalgeschichte Schleswig-Holsteins an der CAU in Auftrag. Dieses soll Hallermanns Vergangenheit genauer beleuchten und Handlungsempfehlungen liefern. Die Ergebnisse werden im Oktober 2024 erwartet, doch ein erster Zwischenbericht liegt schon vor. Nach aktuellem Arbeitsstand lässt sich der Vorwurf der NS-Belastung derzeit zumindest teilweise bestätigen. So handele es sich bei Wilhelm Hallermann zwar nicht um einen aktiv auftretenden und die Ideologie offensiv propagierenden Nationalsozialisten, doch sei er durchaus Träger des NS-Regimes und Teil eines weitreichenden nationalsozialistisch gefärbten Netzwerks gewesen, von dem er auch nach Kriegsende weiter profitiert habe.

Nähere Informationen zum gegenwärtigen Arbeitsstand über die NS-Belastung Wilhelm Hallermanns können in einem Zwischenbericht eingesehen werden. 

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