101 Jahre Studentenwerk S.H.
Studentenhaus Seeburg
Schon vor der Gründung einer „Studentenhilfe“ hatte die Universität – ermöglicht durch eine private Stiftung – einen Ort für die Belange der Studierenden geschaffen. 1910 wurde nach langer Planung und kurzer Bauzeit das „Studentenhaus Seeburg“ am Ufer der Kieler Förde eingeweiht. Im Untergeschoss befanden sich Räume für den Ruder- und Segelsport. Im Erdgeschoss war die „Restauration“ eingerichtet mit zwei getrennten Sälen für Studierende und Dozierende und im ersten Stock befanden sich Gesellschafts- und Festräume, Klub-, Spiel- und Sitzungszimmer für studentische Vereine.
Die Seeburg wurde nach dem 1. Weltkrieg zum Zentrum der „Studentenhilfe“. In der „mensa academica“ konnten Studierende in diesem ersten Studentenhaus von Bestand in Deutschland ihren Hunger stillen. Außerdem gab es sowohl bei der Seeburg als auch in der „Studentenhilfe“ von Anfang an studentische Mitbestimmung.
Verein für Schleswig-Holsteinische Studentenhilfe und Seeburg
Ende 1921 – drei Jahre nach dem 1. Weltkrieg – initiierte Prof. Wilhelm Anschütz, damals Direktor der Chirurgischen Uni-Klinik, wegen der allgemein schlechten Versorgungslage den „Verein für Schleswig-Holsteinische Studentenhilfe“ und war dann lange Jahre sein Vorsitzender. Ihm gelang es, regelmäßig Spenden bei der Bevölkerung in der Stadt und besonders auch auf dem Land einzuwerben. U. a. wurden mithilfe von Kulturabenden, die Studierende z. B. in Dithmarschen ausrichteten, viele Lebensmittel gesammelt, die dann in der Mensa verarbeitet werden konnten. Die „Studentenhilfe“ sollte nach Anschütz Bestreben das leibliche Wohl der Studierenden sichern. Diese „Studentenhilfe“ war mit ihrem Programm sogar so erfolgreich, dass es teilweise für Fahrtkosten zu den Eltern oder Weihnachtspakete auch in Zeiten der Inflation reichte. Es wurden auch „Freitische“ in der Mensa gewährt, wo bedürftige Studierende unentgeltlich Mahlzeiten erhielten.
Im Gegensatz zum deutschlandweiten „Erlanger Programm“, das „Studentenhilfen“ als von Studierenden selbst getragene Werkgemeinschaften propagierte und Hilfe zur Selbsthilfe und die Vermittlung von Arbeit für „Werkstudenten“ forderte, grenzte Anschütz die Kieler „Studentenhilfe“ stark davon ab. Die Tätigkeit von „Werkstudenten“, die neben dem Studium Geld verdienten, respektierte er zwar, doch sollte die Hilfe für Verpflegung und Bücher seiner Meinung nach besser von außen kommen. In Kiel war die „Studentenhilfe“ daher als privater, eigenständiger und unabhängiger Verein an der Universität organisiert.
Umsturz der alten Ordnung
Tränengasbombe in der Seeburg
Schon zu Beginn der 1930er Jahre kündigte sich der dann folgende Wandel an. Es gab Beschwerden über uniformierte Studenten in der Mensa der Seeburg und 1931 wurde sogar ein Anschlag bei einer Vortragsveranstaltung verübt (s. Zeitungsausschnitt). An der Kieler Universität gewannen nationalsozialistische Kräfte schon vor 1933 an Einfluss. Waren vor dem 1. Weltkrieg und in der Weimarer Republik die Räumlichkeiten ausschließlich Studierenden und Dozierenden vorbehalten, mieteten sich ab 1933 auch mehr und mehr nichtakademische NS-Organisationen hier ein.
Reichsstudentenwerk
Die bis dahin völlig unpolitische Kieler „Studentenhilfe“ wurde 1934 als „Studentenwerk Kiel e.V., Zweigstelle des Reichsstudentenwerks“ den Weisungen der Zentrale in Berlin unterstellt und damit als eigenständiges karitatives Organ ausgeschaltet. Prof. Anschütz war zuvor bereits vom Vorsitz verdrängt worden. Durch diese Gleichschaltung wurden alle Wohnheime zu „Kameradschaftshäusern“. In ein „Kameradschaftshaus“ wurden nur jene Studenten aufgenommen, die den nationalsozialistischen ideologischen Kriterien genügten – Begabung oder soziale Bedürftigkeit wurden zweitrangig (vgl. Rundschreiben). Außerdem wurden finanzielle Studienförderungen meist nur Mitgliedern von Kameradschaftshäusern gewährt. Als „Führerhaus“ des „Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes“ (NSDStB), in das vorrangig Studentenfunktionäre aufgenommen werden sollten, nahm das Christian-Albrecht-Haus (CAH) zudem eine Sonderstellung ein. Im Personal- und Vorlesungsverzeichnis des 3. Trimesters der CAU 1940 heißt es: „Das Christian-Albrecht-Haus, Kiel, Niemannsweg 152, F 6083, ist das Wohnheim der Kameradschaften „Nordschleswig“, „Otto Weddigen“ und „Bornhöved“ des NSDStB.“ 1924 war das CAH im Geist der Völkerverständigung bewusst als internationales Wohnheim gegründet worden.
Das „Amt für politische Schulung der Kieler Studentenschaft“ nahm sich der politischen Erziehung an. Dadurch sollte der deutsche Student „zum politischen Menschen, zum politischen Soldaten“ geformt werden. Das soldatische Vorbild galt auch für sämtliche nicht militärische Bereiche. 1940 wurde das Studentenwohnheim schließlich vom Reichsstudentenwerk gekauft, bevor es während des Zweiten Weltkriegs fast vollständig zerstört wurde.
Wohnschiffe an der Seeburg
Im 2. Weltkrieg waren die alten Universitätsgebäude im Schlossgarten und die Seeburg durch Luftangriffe teilweise zerstört worden und ein normaler Vorlesungsbetrieb mit Seminaren war unter diesen Umständen unmöglich. Auch die Wohnsituation war für die Kieler Studierenden direkt nach dem Krieg beinahe aussichtslos. Deshalb charterte die Universität 1945 mit Hilfe der britischen Militärregierung vier ehemalige Marine- Wohnschiffe, auf denen man Studierende und Dozierende unterbrachte. Die Schiffe lagen vor der Seeburg, so dass man direkt von Bord in die dortige Mensa gehen konnte. Diese hatte das Studentenwerk an einen privaten Betreiber verpachtet, der in diesen Notzeiten wohl öfter sehr wässrige Gemüsesuppen ausgab, die nicht den 1946 veranschlagten, ohnehin schon sehr niedrigen Nahrungsmittelrationen entsprachen. Der Betrieb der Mensa war zudem nur aufgrund von Lebensmittelspenden aus den USA u. a. der Mennoniten oder der „Hoover-Speisung“ möglich.
Die Schiffe „Sofia“, „Barbara“, „Hamburg“ und später die „Orla“ wurden von einer Reederei notdürftig in Stand gesetzt. In den besseren Kajüten wurden Dozierende untergebracht und in den einfachen Kajüten, die außerdem völlig überbelegt waren, Studierende. Die „Sofia“ war kurz vor Kriegsende durch einen Minentreffer schwer beschädigt worden und lag auf Grund und dadurch teilweise unter Wasser. Dennoch beherbergte sie 250 Studierende sowie 40 Dozierende und bot 500 Plätze in einem großen Hörsaal und außerdem vier kleinere Hörsäle mit einer Kapazität von 100–120 Plätzen. Zudem wurde in dieser Zeit auch das Büro des Studentenwerks auf der „Sofia“ untergebracht, bevor die Baracken auf dem Westring gebaut wurden.
Studentenwerks-Baracken
Ein ehemaliges Fabrikgelände der ELAC (ELECTROACUSTIC GmbH) am nordwestlichen Stadtrand von Kiel wurde nach dem 2. Weltkrieg neuer Kern der Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel. Das ausgebrannte Hauptgebäude der Universität an der Förde wurde gesprengt und geschleift. Kurz nachdem Wilhelm Hallermann, Professor für Medizin an der CAU, 1946 die Leitung des Studentenwerks Kiel übernommen hatte, organisierte er den Bau einer Verwaltungsbaracke auf dem heutigen Westring, die für fast 20 Jahre der neue Sitz des Studentenwerks werden sollte. Da vor allem Dinge des täglichen Bedarfs knapp waren, siedelte das Studentenwerk hier auch ein Schreibwarengeschäft, einen Kolonialwarenladen und einen Schuhmacher an, daneben auch ein Postamt und einen Friseur. Mit der Währungsreform im Jahr 1948 und der damit einhergehenden Geldknappheit wurde die Unterstützung zur Selbsthilfe die wichtigste Aufgabe des Studentenwerks. So gab es eine Vermittlung von Wohnmöglichkeiten und von Jobs für Studierende. Darüber hinaus konnten Studierende beim Nachweis von Bedürftigkeit sowie förderungswürdigen akademischen Leistungen Darlehen und Ausbildungsbeihilfen beantragen.
Im Jahre 1949 wurde dann eine zweite Baracke, die sogenannte Anschütz-Baracke fertiggestellt, benannt nach Prof. Wilhelm Anschütz, dem „Förderer aller Studenten“, wie ihn die Stadt Kiel zu seinem 80. Geburtstag 1950 titulierte. In dieser Baracke wurde für einen Arzt ein Behandlungszimmer aus Beständen eines Feldlazarettes eingerichtet. Denn der Gesundheits- und Ernährungszustand der Studierenden war ein großes Problem. Zusätzlich zu den ärztlichen Leistungen vor Ort war es dem Gesundheitsdienst auch möglich, bedürftigen Studierenden kostengünstig einen Platz in einem Erholungsheim z. B. in List auf Sylt zu vermitteln. Eine weitere unterstützende Maßnahme war die Einrichtung einer Bekleidungshilfe im Wintersemester 1953. Studierende der CAU konnten nach einer geringen Anzahlung den restlichen Betrag für Kleidung in kleinen monatlichen Raten abbezahlen. Neben den gesundheitlichen und materiellen Bedürfnissen förderte das Studentenwerk auch die Kultur. So wurde in der Anschütz-Baracke eine Leihbücherei mit Lesezimmer eingerichtet, die 1952 einen Bestand von 125 Büchern, 33 Zeitungen und 72 Zeitschriften verzeichnete. Überdies gab es für Studierende vergünstigte Eintrittskarten fürs Theater und sonstige kulturelle Veranstaltungen. Und das Studentenwerk unterstützte die „Kulturellen Arbeitsgemeinschaften“ finanziell und übernahm dann im Jahr 1952 selbst die Leitung der Gruppen wie „Bühne und Publizistik“ mit der AG Theater, der AG Zeichnen und Malen und des studentischen Funkstudios.
Internationaler Ferienkurs
Durch die Zusammenarbeit des damaligen Rektors der CAU, der britischen Militärregierung und des Studentenwerks konnte am 1. August 1949 ein Projekt ins Leben gerufen werden, welches sich der Aufgabe der Völkerverständigung annahm: der Internationale Ferienkurs.
„Jeder Deutsche und jeder Ausländer muss dahin kommen, dass es ihm innerlich gar nicht mehr möglich ist, gegen das Land in den Krieg zu ziehen, in dem er so viele gleichgesinnte und wertvolle Menschen weiss.“
Mit diesen Worten fasste Prof. Wilhelm Hallermann, seit 1946 Vorsitzender des Studentenwerks Kiel, das Ziel des Kurses zusammen. Neben 30 deutschen Studierenden nahmen ebenso viele ausländische Studierende aus Frankreich, England, Italien, den Niederlanden und aus einigen skandinavischen Ländern teil, welche nur mit einem „Entry- Permit“, einer Einreiseerlaubnis, in die britische Besatzungszone kommen durften. Der dreiwöchige Kurs sah auch gemeinsame Aufräumarbeiten im zerbombten Kiel vor. Später am Tag fanden häufig wissenschaftliche Vorträge von deutschen und ausländischen Professoren und einer englischen Dozentin sowie Sprachkurse statt. Hin und wieder wurden gesellige Abende veranstaltet, an welchen die Studierenden gemeinsam tanzten und Lieder sangen. Auch wurden gemeinsame Exkursionen unternommen, beispielsweise zum Marine-Ehrenmal nach Laboe, nach Trappenkamp oder auf die Hallig Hooge. Den internationalen Ferienkurs gibt es auch heute noch.
Internationales Wohnheim - Christian-Albrecht-Haus
Nach dem Krieg wurde das vormalige „Kameradschaftshaus“ Christian-Albrecht-Haus wie schon in den 1920er Jahren als Internationales Wohnheim wiederaufgebaut. Abgeleitet vom angelsächsischen Collegesystem wohnten nun deutsche und ausländische Studierende in Doppelzimmern zusammen. Diese internationale Wohngemeinschaft sollte durch gemeinsame kulturelle Aktivitäten, regelmäßige Arbeitsgemeinschaften und offene Diskussionsabende mit jüngeren Dozierenden weiter gefestigt werden. Insbesondere förderten auch Sprachkurse und der „Internationale Ferienkurs“ die Verständigung. Die AG „Bühne und Publizistik“ des Studentenwerks veranstaltete damals im großen Saal des CAH, der mit einer Filmvorführanlage ausgestattet war, internationale Filmtage.
Am 23.06.1951 wurde das Christian-Albrecht-Haus durch den damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss offiziell eingeweiht. In seinem Jahresbericht 1953/1954 verkündete das Studentenwerk, dass das CAH in beiden Semestern durchgehend voll besetzt war. Die 76 dort Wohnenden waren dabei tatsächlich zu gleichen Teilen ausländische und deutsche Studierende aus 12 Nationen. Kurz danach wurde das Wohnheim durch drei so genannte Pavillonbauten erweitert, die weitere 60 Plätze boten. 1979 kam noch ein Erweiterungsbau mit 54 Einzelapartments hinzu. 1990 verringerte die Errichtung der 1. Kindertagesstätte des Studentenwerks in den Häusern 2 und 3 die Bewohnerzahl wieder.
Flensburger Burse
Die Wurzeln der Hochschule Flensburg (FH) reichen bis ins Jahr 1852 zurück, als mit der Gründung der „Königlich Dänischen Navigationsschule“ quasi der Grundstein gelegt wurde.
Am 21.03.1946 wurde eine Pädagogische Hochschule (PH), die Vorläuferin der Europa Universität Flensburg, auf Anordnung der britischen Besatzungsmacht in der heutigen Marineschule Mürwik eröffnet.
Zusammen mit der Errichtung der neuen Pädagogischen Hochschule (PH) Flensburg Anfang 1959 wurde im dortigen Stadtteil Blasberg das Wohnheim „Flensburger Burse“ an der Jahnstraße gebaut. In 81 Doppel- und 6 Einzelzimmer zogen zunächst 128 Studentinnen und 50 Studenten ein.
Träger des neuen Heimes war von Anfang an das Studentenwerk Kiel. Alle administrativen Belange wurden von dort geregelt. Die Miete betrug 48 DM. Wegen dieses Mietpreises und der Ansicht, dass das Heim nicht über genügend Kapazität verfüge, kam es bereits im Sommer 1959 zu einem großen Protestmarsch von Studierenden der PH mit der Folge, dass insgesamt 168 Wohnplätze in der Burse eingerichtet wurden.
Von Anfang an gab es eine „Heim-Mitverwaltung“ durch die Studierenden. Die 11 Flurgruppen (mit je einer Teeküche) wählten eigene Flursprecher und dazu noch 2 Heimsprecher.
„Studentenhaus“ und Mensa am Westring
Das „Studentenhaus“ wurde von Prof. Dr. Ing. Friedrich-Wilhelm Kraemer, einem der bekanntesten deutschen Architekten, entworfen und hatte im Jahr 1958 den Ideenwettbewerb der Landesregierung gewonnen. Durch den Bau sollten die Versorgungs- und Raumprobleme durch die stetig wachsende Zahl der Studierenden gelöst werden. Der Grundstein für das „Studentenhaus“ mit der Mensa I wurde 1963 durch den damaligen Kultusminister Schleswig-Holsteins, Edo Osterloh, gelegt. Drei Jahre später, am 25.11.1966, wurde der neue Gebäudekomplex feierlich eröffnet.
Wilhem Hallermann, der Vorsitzende des Kieler Studentenwerks, war seit 1956 auch Vorsitzender des bundesweiten Dachverbandes "Deutsches Studentenwerk". Daher sollte der "Kieler Studentenhausplan" als Vorbild für die ganze damalige Bundesrepublik dienen, wurde aber letztlich so vollständig nur in Kiel umgesetzt.
Norderburse Flensburg
1965 wurde die „Norderburse“ als "Studentenheim der Schiffsingenieurschule Flensburg" mit 79 Plätzen gebaut. Auch hier war von Anfang an das Studentenwerk Kiel beteiligt.
Dr.-Oetker-Haus
Wohnungsmangel, der Wunsch möglichst nah am Campus zu wohnen und eine erhöhte Nachfrage aufgrund steigender Studierendenzahlen, erforderten in den 1960er Jahren den Bau weiterer Studierendenwohnheime. Das „Dr.-Oetker-Haus“ (DOH) wurde 1966 gebaut und liegt in der Projensdorfer Straße 155. Die Idee für dieses Wohnheim ging von der damaligen Landesbankdirektorin Dr. Bustorf und dem damaligen Staatssekretär Sureth aus. Um das Projekt zu finanzieren, setzten sie sich mit Rudolf-August Oetker, dem Enkel des Backpulver-Fabrikanten, in Verbindung. Bereitwillig förderte er dieses Bauvorhaben und gründete 1961 die „Dr.-August-OETKER-Stiftung Studentenheim Kiel“, die den Bau mit einer Spende von 3 Mio. D-Mark unterstützte. Ein typisches Projekt für die späte Zeit des Wirtschaftswunders.
Im Jahr 1964 begannen die Arbeiten nach den Plänen des Hamburger Architekten Cäsar F. Pinnau. Das Wohnheim wurde mit 144 Zimmern ausgestattet, davon 130 Einzelzimmer mit jeweils 10 qm Wohnfläche und 14 Doppelzimmer mit 20 qm Wohnfläche. Damit bot das Wohnheim Unterkunft für 114 Studenten und 44 Studentinnen, wovon insgesamt ein Drittel aus dem Ausland kam. Auf den unteren fünf Etagen wohnten die Männer und die oberen zwei Etagen waren den Frauen vorbehalten. Der damalige Mietpreis betrug für ein Einzelzimmer 90 DM. Anders als heute mussten sich die Studierenden, die ein Zimmer in diesem Wohnheim beziehen wollten, einem Stiftungsgremium vorstellen. Für das Dr.-Oetker-Haus hatte u. a. auch Maja Oetker, die Gattin des Lebensmittelfabrikanten, einen Sitz im Gremium inne.
Das Dr.-Oetker-Haus besaß in den 1960ern und Anfang der 1970er Jahre einen Ausstellungsraum, in dem u. a. Lithographien des Grafikers A. Paul Weber ausgestellt wurden (1967). Im Jahr 1972 übernahm das Studentenwerk SH das DOH und es wurde eine Umstrukturierung der Zimmer vorgenommen. Die Anzahl der Zimmer verringerte sich auf 125, davon waren 98 möblierte Doppelapartments mit einem eigenem Sanitärbereich und einer Flurküche, die gemeinschaftlich genutzt werden konnte. Daneben gab es noch 17 möblierte Einzelapartments, zwei möblierte Dreierwohngemeinschaften und eine Viererwohngemeinschaft. Das gemeinsame Leben der Hausbewohnerinnen und -bewohner wurde gebührend zelebriert. Dazu zählten sportliche Aktivitäten wie Volleyballturniere oder Fußballfahrten u. a. nach Prag. Auch Streitigkeiten im Haus wurden durch Sportduelle ausgetragen. Darüber hinaus wurde auch gemeinsam gefeiert, z. B. bei der jährlichen Faschingsfeier, die drei Tage andauerte. Hinzu kamen auch die legendären Flurpartys, die noch heute in ähnlicher Form stattfinden sollen.
Studentische Proteste 1968
Turbulente Zeiten auch für das Studentenwerk
Die späten 1960er Jahre waren geprägt von den Protesten der Studierenden, heute unter der Überschrift der „68er-Bewegung“ bekannt. Auch das Studentenwerk Kiel war Schauplatz dieser turbulenten Zeiten. Das „Studentenhaus“ als Ort für die Studierenden war schon fertig und bereits wesentlich früher geplant worden und wurde jetzt auch für Proteste genutzt.
NEHMT EURE SACHE SELBST IN DIE HAND! JAGT DIE BILLIGE SEIFENOPER ENDGÜLTIG ZUM TEUFEL! VERMIEST DEN REAKTIONÄREN PROFESSOREN IHREN MUMMENSCHANZ. […] TREIBT DIE FETTBÄUCHIGEN EHRENGÄSTE ZUM TEMPEL HINAUS! […] IHR SEID AUCH OHNE FEIER VOLLWERTIGE STUDENTEN! DIE UNIVERSITÄT GEHÖRT EUCH UND NICHT DER CLIQUE VON RÜCKSTÄNDIGEN ORDINARIEN!
(Aus der Kieler Studentenzeitung „Skizze“ vom 5.11.1968.)
UNTER DEN TALAREN
MUFF VON 1000 JAHREN
(Slogan der Zeit mit Anspielung auf das 3. Reich)
Wohnungsmangel/Mietstreik
Durch die Jahrzehnte versuchten Studierende mit phantasievollen Methoden an eine „Studentenbude“ zu gelangen oder protestierten gegen den sie stark betreffenden Wohnungsmangel. Oft gingen Studierende tagelang von Tür zu Tür, um nach einer Unterkunft zu fragen oder sie marschierten oder fuhren mit Transparenten durch Kiel, um in der Öffentlichkeit auf die kritische Situation aufmerksam zu machen. Seit den 1960er Jahren stiegen die Mieten kontinuierlich. Während im WS 1961/62 eine durchschnittliche Monatsmiete für ein Zimmer noch 63 DM betrug, stieg der Preis zum SS 1963 auf 73 DM. Darüber hinaus war es auch nicht möglich, allen Studierenden zu Beginn des Semesters ein Zimmer zu vermitteln, weshalb viele Studierende gezwungen waren auf Angebote in Nachbargemeinden Kiels zurückzugreifen, was aber längere und zeitraubende Anreisewege zur Universität bedeutete. Noch weit bis in die 1970er Jahre schien sich, trotz des Neubaus von Studierendenwohnheimen, die missliche Lage immer noch nicht verbessert zu haben. Durch die zunehmende Nachfrage nach Unterkünften stiegen gleichzeitig auch die Mieten weiter an.
Studentenwerksgesetz
22.04.1971
Rückblickend kann das Jahr 1971 im Hochschulbereich als Abschluss der unruhigen 1960er gesehen werden. Im nördlichsten deutschen Bundesland ordnete das „Gesetz über das Studentenwerk Schleswig-Holstein“ Zuständigkeiten eindeutig. Damit wurde es das erste Studentenwerk, das für ein ganzes Flächenbundesland zuständig war. In den kommenden Jahrzehnten wurde die Hochschullandschaft hier kontinuierlich ausgebaut. Das Studentenwerk selbst wirkte ab jetzt – nicht mehr nur in Kiel – kräftig mit an diesem Ausbau.
BAföG
26. August 1971
Bundesgesetz über individuelle Förderung der Ausbildung - Kurztitel: Bundesausbildungsförderungsgesetz
regelt die staatliche Unterstützung für die Ausbildung von Schülern und Studierenden in Deutschland. Mit dem Kürzel BAföG wird umgangssprachlich auch die Sozialleistung bezeichnet, die sich aus dem Gesetz ergibt.
Das BAföG ist also über 50 Jahre alt und wird für Studis von den Studierenden- und Studentenwerken bearbeitet.
Studentendorf Lübeck
1991 kauft das Studentenwerk SH das ehemalige "Christliche Jugenddorf St. Jürgen" und tauft die 3 Wohnblöcke mit 324 Plätzen „Studentendorf“. Sie liegen direkt am Lübecker Campus. Ab März 2008 werden sie von Grund auf umgebaut und saniert.
Mensa Lübeck
Die Mensa Lübeck mit ihrer Cafeteria wurde am 9. April 1991 eröffnet. Sie war die erste Mensa mit einer so genannten Free-Flow-Ausgabe, d. h. dass man an verschiedenen Ausgabestationen sich selbst die Speisen aussuchen kann, die man gerne haben möchte. 2006 bereits wurde das Gebäude, das architektonisch das Lübecker Rathaus zitiert, erheblich erweitert. Interessant ist auch das Mosaik-Auge an der Fassade, das sich in den dunkelen Glasscheiben daneben spiegelt, so dass ein Augenpaar entsteht.
Wohnheim "Sandberg" Flensburg
Neben der Fachhochschule Flensburg wird 1992 auf dem Sandberg ein Wohnheim mit 148 Plätzen in Form eines Studierendendorfes gebaut.
Wohnheim Anschützstraße Lübeck
1994 wird an der Anschützstraße direkt am Lübecker Campus neben dem "Studentendorf" ein weiteres Wohnheim mit 160 Plätzen gebaut.
Kita Lübeck
Kita Lübeck ist 1995 fertig. Sie besitzt auch einen großen Abenteuergarten.
Wohnheim Wedel
An der privaten Fachhochschule Wedel wurden 1989 eine Cafeteria und eine kleine Mensa-Ausgabe mit Anlieferung in Betrieb genommen.
1997 dann wurde dort am Tinsdaler Weg das neue Wohnheim mit 72 Plätzen eröffnet.
Wohnheim Heide
1993 wurde die Fachhochschule Westküste in Heide gegründet.
1997 baute das Studentenwerk SH das Wohnheim Heide mit 49 Plätzen, 2009 wurde das Wohnheim auf die doppelte Größe ausgebaut.
Mensa Heide
Kurz vor Weihnachten, am 19. Dezember, wurde im Jahr 2002 die Mensa Heide eingeweiht. Seitdem ist sie ein zentraler Anlaufpunkt an der Fachhochschule Westküste. Mittlerweile gibt es im Zentralgabäude der FHW noch eine sehr beliebte Café Lounge.
Mensa Flensburg - Campus Wohnheim - Kita Flensburg
Die Mensa Flensburg wird am 25. März 2002 eingeweiht.
Gleichzeitig wird auch das Campus Wohnheim und die benachbarte Kita fertig.
Internationales Studentenwohnheim Lübeck
Mitten im Weltkulturerbe der historischen Lübecker Altstadt wird am 23.09.2005 das "Internationale Studentenwohnheim" (ISW) eingeweiht.