Gefragter denn je: Psychologische Beratung für Studierende
Ob bei studienspezifischen Themen oder in persönlichen Konfliktsituationen – seit Jahren suchen Studierende in Schleswig-Holstein immer häufiger die Psychologische Beratungsstelle des Studentenwerks SH auf. Aktuelle Auswertungen der Beratungszahlen und -themen zeigen, dass der Bedarf aufgrund des krisengeprägten Zeitgeschehens erneut drastisch gestiegen ist.
Waren es 2022 noch 3.115 Beratungen, führten die Psycholog*innen im Jahr 2023 ganze 4.162 Gespräche durch – rund 34 Prozent mehr. Im ersten Halbjahr 2024 fanden bereits 2.112 Termine statt – und die beratungsintensivste Zeit, das Wintersemester, startet gerade erst. Obwohl 2022 das Beratungsstunden-Kontingent dank finanzieller Hilfen des Landes ausgebaut und die Wartezeit auf einen Erstgesprächstermin dadurch deutlich reduziert werden konnte, liegt diese derzeit wieder bei vier Wochen.
Marlen Lamontain, Abteilungsleiterin Psychosoziale Beratung/Familie beim Studentenwerk SH erklärt, warum die Nachfrage stetig steigt: „Das Studium an sich bringt schon zahlreiche Herausforderungen, wie Leistungsdruck, finanzielle Schwierigkeiten oder die Ablösung vom Elternhaus, mit sich. Die Bewältigung dieser Herausforderungen wird in der heutigen Zeit zusätzlich durch die multiplen Krisen erschwert. Inflation, Klimakrise und Krieg lösen Verunsicherung und Zukunftsängste bei den Studierenden aus.“
Besonders spürbar seien laut der Abteilungsleiterin derzeit die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Die heutigen Erstsemesterstudierenden waren zum Pandemiebeginn circa 14 Jahre alt. In den zwei Pandemiejahren haben sie viele wichtige Entwicklungsschritte versäumt. Die Folgen: soziale Ängste, Selbstzweifel oder depressive Phasen. „Die Studierenden sind bereits im ersten Semester komplett überfordert und erkundigen sich bei uns nach der Möglichkeit eines Freisemesters“, so Marlen Lamontain. „Im schlimmsten Fall brechen Sie das Studium wieder ab.“
Daher ist es wichtig, für hilfesuchende Studierende ein niedrigschwelliges Beratungsangebot direkt auf dem Campus bereit zu halten – nicht zuletzt um gesundheitliche Langzeitfolgen, die das Krankenkassensystem belasten, zu vermeiden. „Wir unterstützen die jungen Menschen dabei, ihre mentale Gesundheit zu stärken, damit sie den Krisen unserer heutigen Zeit besser begegnen können. Außerdem helfen wir, der Chronifizierung von Symptomatiken entgegenzuwirken und, wenn nötig, Wartezeiten auf einen Psychotherapieplatz zu überbrücken“, berichtet die Studentenwerks-Mitarbeiterin.
Insgesamt ist das Studentenwerk SH landesweit mit zehn Psychologinnen und Psychologen für die Studierenden da. Neben der Einzelberatung finden regelmäßig verschiedene Gruppenangebote – vom Entspannungskurs bis zum Lerncoaching – statt. Weitere Infos unter www.studentenwerk.sh >> Beratung & Gesundheit.