Antragsstau im BAföG – das sind die Gründe
Insbesondere von Oktober bis Februar kann es im Amt für Ausbildungsförderung des Studentenwerks Schleswig-Holstein zu Verzögerungen bei der Bearbeitung von BAföG-Anträgen kommen. Warum das so ist, erklären wir hier.
Unsere Mitarbeitenden setzen sich täglich mit großem Engagement dafür ein, dass Studierende in Schleswig-Holstein ihre finanzielle Unterstützung so schnell wie möglich erhalten. Dennoch lassen sich Verzögerungen unter den gegebenen Umständen leider nicht vollständig vermeiden. Das ist weder im Interesse der Studierenden noch der Mitarbeitenden. Die daraus resultierende Frustration betrifft beide Seiten.
Kaum Handlungsspielraum durch gesetzliche Vorgaben
Als ausführendes Organ eines Bundesgesetzes unterliegt das Studentenwerk SH strengen Vorgaben. Die hohe Bürokratie, das komplexe Antragsverfahren und die bislang nicht eingeführte E-Akte erschweren die Bearbeitung erheblich. Gemeinsam mit dem Dachverband der 57 deutschen Studenten- und Studierendenwerke, dem Deutschen Studierendenwerk (DSW), setzt sich das Studentenwerk SH daher seit Langem auf politischer Ebene für eine BAföG-Reform ein. Ein zentrales Anliegen ist es, die Antragstellung für Studierende zu vereinfachen und gleichzeitig die Bearbeitung effizienter zu gestalten.
Unvollständige Anträge als häufige Ursache für Verzögerungen
Da das Antragsverfahren sehr komplex ist, werden 73 % der eingereichten Anträge unvollständig gestellt. Oft fehlen wichtige Unterlagen wie Einkommensnachweise der Eltern, Leistungsnachweise oder Immatrikulationsbescheinigungen. Dadurch kann das Amt für Ausbildungsförderung die selbst gesetzte Bearbeitungsfrist von maximal sechs Wochen nicht einhalten.
Unvollständige Anträge durchlaufen mehrere Bearbeitungsschleifen – in vielen Fällen bleiben sie auch nach Nachforderungen unvollständig, was zu weiteren Verzögerungen führt. Während der Hauptbearbeitungszeit erreichen das Amt Tausende überarbeitete Anträge, die chronologisch abgearbeitet werden, um ein faires Verfahren für alle Antragstellenden zu gewährleisten. Das bedeutet jedoch auch, dass unvollständig eingereichte und erst nachträglich überarbeitete Anträge erneut ans Ende der Warteschlange rücken und nicht bevorzugt behandelt werden können.
Antragsflut im Herbst/Winter
Der Großteil der Anträge (63 %) wird in den letzten vier Monaten des Jahres gestellt – das sind rund 9.500 der insgesamt etwa 15.000 Anträge. Viele Studierende reichen ihren Antrag erst ein, wenn die Frist abgelaufen ist und kein Geld mehr fließt. Dies führt zu einer massiven Arbeitslast in einem kurzen Zeitraum. Eine frühere Antragstellung würde helfen, die Bearbeitungszeiten zu entzerren und Wartezeiten zu reduzieren. Deshalb erinnert das Studentenwerk SH die Studierenden regelmäßig über unterschiedliche Kanäle an die rechtzeitige Antragstellung – sei es über seine Website, die Social-Media-Kanäle oder einen Newsletter.
Fachkräftemangel erschwert die Situation zusätzlich
Die hohe Zahl an Anträgen zwischen Juli und Dezember stellt eine enorme Herausforderung dar – insbesondere vor dem Hintergrund des aktuellen Personal- und Fachkräftemangels. Trotz eines kontinuierlichen Ausschreibungsverfahrens und der Möglichkeit für Quereinsteigende bleiben einige Stellen im Amt für Ausbildungsförderung häufig unbesetzt.
Das BAföG-Verfahren ist hochkomplex, und idealerweise sollten die Stellen mit erfahrenen Verwaltungsfachkräften besetzt werden – diese sind jedoch auf dem Arbeitsmarkt schwer zu finden. Hinzu kommt, dass die Einarbeitung neuer Mitarbeitender bis zu einem Jahr dauert. Das bedeutet, dass neue Kräfte nicht sofort produktiv eingesetzt werden können, was die Bearbeitungskapazitäten weiter einschränkt.
Tipps für eine schnellere Bearbeitung
Um lange Wartezeiten zu vermeiden, sollten Studierende folgende Punkte beachten:
✔ BAföG Digital nutzen: Die digitale Antragstellung über BAföG Digital erleichtert das Ausfüllen und ermöglicht eine schnellere Bearbeitung durch die Sachbearbeitenden.
✔ Frühzeitige Antragstellung: BAföG-Anträge – egal ob Erst- oder Weiterförderungsanträge – sollten so früh wie möglich eingereicht werden, um nicht in die Antragsflut vor Semesterbeginn zu geraten, d. h. gern bereits drei Monate vor Beginn des neuen Förderungszeitraum.
Hochschule | Beginn SoSe | optimale Einreichung zum SoSe spätestens bis | Beginn WS | optimale Einreichung zum WS spätestens bis |
Christian-Albrechts-Universität | 01.04. | 31.01. | 01.10. | 31.07. |
Fachhochschule Kiel | 01.03. | 31.12. | 01.09. | 30.06. |
Muthesius Kunsthochschule | 01.04. | 31.01. | 01.10. | 31.07. |
Europa-Universität Flensburg | 01.03. | 31.12. | 01.09. | 30.06. |
Hochschule Flensburg | 01.03. | 31.12. | 01.09. | 30.06. |
Universität Lübeck | 01.04. | 31.01. | 01.10. | 31.07. |
Technische Hochschule Lübeck | 01.03. | 31.12. | 01.09. | 30.06 |
Musikhochschule Lübeck | 01.04. | 31.01. | 01.10. | 31.07. |
Fachhochschule Westküste | 01.03. | 31.12. | 01.09. | 30.06. |
Fachhochschule Wedel | 01.04. | 31.01. | 01.10. | 31.07. |
Nordakademie Elsmhorn | 01.04. | 31.01. | 01.10. | 31.07. |
✔ Vollständige Unterlagen einreichen: Ein vollständig ausgefüllter Antrag mit allen erforderlichen Nachweisen beschleunigt die Bearbeitung erheblich.
✔ Hilfsangebote nutzen: Das Studentenwerk SH bietet auf seinen Online-Kanälen zahlreiche Unterstützungsangebote:
- FAQ mit Antworten auf häufige Fragen
- Checklisten zur Antragstellung
- Online-Terminbuchung für persönliche Beratungsgespräche
- Newsletter mit Erinnerungen an Fristen
- Erklärvideos auf YouTube, die das Antragsverfahren Schritt für Schritt erläutern
✔ Beratung in Anspruch nehmen: Das Amt für Ausbildungsförderung bietet für erste Fragen eine Telefonsprechstunde an (Mo+Mi, 9–12 Uhr | Tel. 0431-8816-400). Darüber hinaus haben Antragstellende die Möglichkeit, einen individuellen Beratungstermin über die Website zu vereinbaren (persönlich, Zoom o. telefonisch). Studierende, die erstmalig ihren BAföG-Antrag stellen, können sich zudem im Rahmen der ganzjährig angebotenen Ersti-Sprechstunde umfangreich beraten lassen.